Award Winner 2023

Award Winner 2023

Das diesjährige Fright Nights Horrorfilmfestival feierte am Samstag, den 21. Oktober, seine 19. Edition mit einer glorreichen Preisverleihung. Die Jury hatte die schwierige Aufgabe, die besten Filme in sechs verschiedenen Kategorien mit der begehrten Silbernen Hand auszuzeichnen. Aber nicht nur das, denn sie konnte auch wieder den prestigeträchtigen Preis der Jury verleihen.
Wir möchten uns von Herzen bei allen talentierten Filmemacherinnen und Filmemachern bedanken, die entweder persönlich vor Ort waren, um ihre Werke zu präsentieren, oder auch aus der Ferne mit Spannung und Begeisterung mitgefiebert haben. Eure Leidenschaft und eure Kreativität sind es, die das Fright Nights Horrorfilmfestival jedes Jahr zu einem unvergesslichen Ereignis machen.
Die 19. Edition des Festivals war ein großer Erfolg und wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Jahr, wenn wir erneut das Beste des Horrorgenres feiern werden. Vielen Dank an alle Beteiligten und vor allem an unser treues Publikum, das dieses Festival zu dem macht, was es ist. Bis bald, wenn wir uns erneut in die düsteren Welten des Horrors stürzen!?

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Bester Film: Abruptio

Bester Kurzfilm: Demon Box

Beste Darstellerin: Maud Wyler als “Emma” in Mantra

Bester Darsteller: Fernando Ramallo als “Ratta” in Keratyna

Beste Verstümmelungs-Szene: Bookworm

Trash Award: All Clowns Are Bastards

Jury Award: The Boogeyman

Bester Film

Abruptio

Abruptio sicherte sich die begehrte Silberne Hand in der Kategorie “Bester Film.” Diese Idee wurde bereits im Jahr 2014 konzipiert und in einem langwierigen Prozess von 2015 bis 2022 umgesetzt – ganze sieben Jahre harter Arbeit. Das Ziel war es, etwas zu schaffen, das zuvor noch nie dagewesen war: einen Horrorfilm, in dem ausschließlich lebensechte Puppen die Hauptrollen spielen.

Abruptio

Nominierungen

Keratyna

The Blue Rose

Abruptio_Filmposter

Laudatio Faye Hell zu Abruptio

We all know them – those movies that come with the following recommendation: “This is a real mind-bender!” Well, if, for example, David Lynch’s films are mind-bending, then “Abruptio” is like a mental explosion. The first time I watched the movie, after about ten minutes, I felt compelled to turn it off because I couldn’t take it any longer; I desperately needed a break – both mentally and physically. I wasn’t just challenged; I was completely overwhelmed. But, contrary to popular belief, horror writers are incredibly reliable people. So, of course, I bravely persisted and continued to watch. My movie experience was a blend of pure fascination and primal revulsion, and I love fascination almost as much as I love repulsion.

“Abruptio” is not just unusual; it’s utterly unique. Cinematic craftsmanship converges with razor-sharp social criticism. Surreal horror isn’t just conveyed by the subject matter; it’s embedded in the very essence of filmmaking itself. I’ve never been one to play with dolls – I always despised them because I never knew what to do with them. However, these dolls moved me. They took me on a disturbing yet beautiful journey, and they shook me to my core. I can’t fathom how a film like this is made. I can scarcely imagine what a puppet movie of this caliber could even look like, and yet I’ve seen it, several times, and I still love and loathe every minute of it, from the depths of my heart.

What “Abruptio” truly is, is a mirror. A mirror that compels us all to look into it, even when we’d rather not. Because it reflects the truth about society and the truth about ourselves – the harsh, unattractive truth. So, congratulations! Please let the puppets dance many more times, let them endure, and let them exact their gruesome vengeance. I love you, even though I’m fearful. I love you because I’m afraid.

Bester Kurzfilm

Demon Box

Herzlichen Glückwunsch an Sean Wainsteim zur Silbernen Hand in der Kategorie “Bester Kurzfilm” für sein Werk “Demon Box”.

In diesem bewegenden Film erzählt Wainsteim von persönlichen Erfahrungen und den schmerzhaften Geschichten in seiner Familie. Als Kind hörte er, wie Familienmitglieder mit Holocaust-Konzentrationslager-Nummern auf ihren Armen unvorstellbare Grausamkeiten schilderten. Diese Erinnerungen, kombiniert mit dem Aufstieg der Neo-Nazis in den 1980er Jahren, hinterließen tiefe Ängste und Hoffnungslosigkeit. Als Teenager führten diese Gefühle beinahe zur Selbstzerstörung.
Seit der Geburt seines Sohnes ringt er damit, wie er die Geschichten aus seiner Familiengeschichte teilen soll, die beinahe sein eigenes Leben kosteten, aber auch einen wichtigen Teil seiner Identität als Mensch und Filmemacher ausmachen.

Tragischerweise verstarb sein Großvater kurz nach den Dreharbeiten. “Demon Box” ist eine Hommage an ihn und ein Vermächtnis für seinen eigenen Sohn.

Sean Wainstaim

Nominierungen

Mantra

Bookworm

Filmplakat Demon Box

Laudatio von Dominik Balkow zu Demon Box

Most short films can be easily categorized. Is ‘Demon Box’ a semi-autobiographical drama about post-Holocaust generations, or is it a magical realism documentary featuring an animatronic zombie deer? ‘Demon Box’ is many things, but one thing it is not: generic. It’s a film as endearingly chaotic as its filmmaker, and simultaneously painstakingly crafted over ten years. ‘Demon Box’ possesses a narrative force that deeply moved us as a jury.

In its brief 14 minutes, Sean Wainsteim allows us to intimately share one of the darkest moments of his life through his ironically self-reflective audio commentary. The film never succumbs to self-pity or victimization, instead taking us through a rollercoaster of human emotions as viewers. ‘Demon Box’ makes us laugh, choke up, fear, hold our breath, and then laugh again.

‘Demon Box’ is one of the most creative short films I have ever seen, and as a jury, we were unanimous in our decision. Despite fierce competition, the Silver Hand Award in the ‘Best Short Film’ category at the Fright Night Film Festival 2023 goes to ‘Demon Box’ by Sean Wainsteim.

Beste Darstellerin

Maud Wyler als “Emma” in Mantra

Die Silberne Hand in der Kategorie “Beste Darstellerin” gebührt Maud Wyler für ihre beeindruckende Darstellung als “Emma” in “Mantra.” Dieser Film erzählt die Geschichte von Emma und Paul, die gerade in ein altes Vorstadthaus gezogen sind, als Paul zu einer Dienstreise aufbrechen muss. Isoliert und ohne Kenntnis der Umgebung entdeckt Emma eine Gottesanbeterin und entwickelt eine seltsame Bindung zu diesem Insekt – bis Paul wieder nach Hause kommt. Maud Wyler hat mit ihrer herausragenden schauspielerischen Leistung die Herzen des Publikums erobert und sich somit die Auszeichnung verdient.

Mantra

Nominierungen

Nikko Austen Smith als „Sophie Steele“ in The Blue Rose

Theresa Kitzwögerer als „Anna“ in Halleluja

Laudatio von Markus Wimberger zu Maud Wyler

Mantra von Stef Meyer und Pascal Bourelier handelt von der Frau eines Insektenforschers, die eine seltsame Bindung zu einer Gottesanbeterin entwickelt, die sich zu einer Besessenheit steigert.

Die intensive Wirkung des Films wird wesentlich von seiner Hauptdarstellerin geprägt. Maud Wyler liefert in der Rolle der Emma eine herausragende schauspielerische Leistung. Sie besitzt eine starke Präsenz auf der Leinwand, agiert mit vollem Körpereinsatz und perfektem Timing. Die Verwandlung ihrer Figur in eine menschliche Gottesanbeterin wird für das Publikum nahezu physisch spürbar.

Der Preis für die beste Hauptdarstellerin gebührt somit zweifellos Maud Wyler.

Bester Darsteller

Fernando Ramallo als „Ratta“ in Keratyna

Fernando Ramallo überzeugte die Jury mit seiner eindrucksvollen schauspielerischen Darbietung eines zurückgezogenen und eigenbrötlerischen Charakters. Seine beeindruckende Leistung brachte ihm die Silberne Hand in der Kategorie “Bester Darsteller” ein. Mit überzeugender Authentizität und Hingabe verkörperte er diesen komplexen Charakter und brachte die tieferen Nuancen seiner Rolle zum Leben. Die Auszeichnung würdigt sein herausragendes Talent und seine Fähigkeit, das Publikum in die Welt seiner Figur eintauchen zu lassen. Ramallo hat zweifellos seine schauspielerische Klasse unter Beweis gestellt und verdientermaßen diese Anerkennung erhalten.

Fernando Ramallo

Nominierungen

Michael Jordan als „Zaydie“ in Demon Box

Frédéric Stromenger als „Mitchell“ in All Clowns Are Bastards

Laudatio von Markus Wimberger zu Fernando Ramallo

“Keratyna” von Miguel Azurmendi bietet eine skurril-surreale Variante von Hitchcocks „Fenster zum Hof“ und gleichzeitig eine herrlich schräge Science-Fiction-Groteske. All das und noch viel mehr präsentiert sein gelungenes Spielfilmdebüt.

Getragen wird dieser Film in erster Linie von den verschrobenen Hauptfiguren. Fernando Ramallo als „Rata“ gelingt das Kunststück, einen im Grunde unsympathischen Loser zur schrägen Identifikationsfigur des Publikums zu machen.

Wenn Rata sich mit seiner Mutter, hochnäsigen Ex-Klassenkameraden, seinem mörderischen Nachbarn oder der Polizei herumschlagen muss, sind wir als Publikum immer auf seiner Seite. Dies ist in erster Linie der hervorragenden schauspielerischen Leistung von Fernando Ramallo zu verdanken, der somit zu Recht den Preis als bester Hauptdarsteller des diesjährigen Festivals erhält.

Beste Verstümmelungs-Szene

Bookworm

In der Kategorie “Beste Verstümmelung” haben zahlreiche Einreichungen die Jury mit Gewaltexzessen und blutigen Szenen konfrontiert. Ein Film, “Bookworm” von Javier Yañez Sanz, sticht jedoch durch unerwartete ästhetische Brutalität und tricktechnische Raffinesse hervor. Die Geschichte, die zunächst märchenhaft-sanft wirkt, gipfelt in einem überraschend grausamen Finale, das die Jury gleichermaßen erschütterte und faszinierte. Hier gewinnt Sanz die Silberne Hand, da sein Film mit einer einzigartigen Darstellung von Verstümmelung und unheimlicher Ästhetik beeindruckte.

Nominierungen

GREED & GORE

Mantra

Filmplakat Bookworm

Laudatio von Steffen Buchmann zu Bookworm

Perforieren, aufstemmen, zertrümmern, ausschaben, spalten, entkernen: Ach ja, wie praktisch, dass sich viele Begriffe aus der Haussanierung auch auf Verstümmelungspraktiken in Horrorfilmen übertragen lassen. Denn Foltern und Malträtieren im Film verlangt ebenso handwerkliches Geschick. Aufgebrochene Brustkörbe und in alle Himmelsrichtungen verdrehte Gliedmaßen sind im ernsthaften Gore wie im Fun-Splatter nicht wegzudenken. Doch wie schafft man es, aus der blutigen Masse herauszustechen und dem Publikum einen körperlichen Phantomschmerz zu bescheren, den es so noch nicht erlebt hat?

Die zahlreichen Einreichungen haben die Jury buchstäblich mit einer Vielzahl an Verstümmelungen und Gewaltexzessen konfrontiert. Ein Film hat es jedoch geschafft, die Jury gleichermaßen mit seiner unerwartet ästhetischen Brutalität zu überrumpeln und zu faszinieren. Die Geschichte einer jungen Frau mit einer Liebe zum geschriebenen Wort schien zunächst märchenhaft-sanft ihren Weg zu nehmen, aber das Finale überfuhr uns völlig unerwartet mit einem Lastwagen voller Gedärme und offenliegender Muskelstränge. Doch anstatt dass das Monster sich gierig und fasernzerreißend über sein Opfer hermachte, zelebrierte es diesen Moment mit einer sanften Klaue und las in der jungen Frau wie in einem offenen Buch – im wahrsten Sinne des Wortes.

Diese märchenhaft-faszinierende und gleichzeitig überrumpelnde Grausamkeit, kombiniert mit tricktechnischer Raffinesse im Bereich des Make-Ups, ließ die Jury im besten Sinne erschaudern. Aus diesem Grund verleihen wir mit Stolz die Silberne Hand in der Kategorie „Beste Verstümmelung“ an Javier Yañez Sanz für seinen Kurzfilm „Bookworm“.

Trash Award

All Clowns Are Bastards

Der Trash Award gebührt verdientermaßen dem deutschen Film “All Clowns Are Bastards” unter der Regie von Erik Weise. Mit einem minimalen Budget schafften sie einen maximalen Experimentierritt durch verschiedene Genres. Dieser Film vereint kreative Vielfalt und einen unkonventionellen Ansatz, der im Trash-Genre hervorsticht.

All Clowns Are Bastards

Nominierungen

FANTATERROR

Total Liquidation

All Clowns are Bastards Filmplakat

Laudatio von Steffen Buchmann zu All Clowns Are Bastards

Was für eine Scheiße! Ein Satz, den man als Macher von Trashfilmen leider immer noch zu oft hört. Doch es verwundert nicht, denn das Publikum legt eben eine Messlatte an, die meist von Multimillionen-Produktionen mit hohem Massenanspruch geprägt ist.

Wir als Fright Nights-Jury möchten mit dem Trash Award Filme ehren, die der Bezeichnung Trash gerecht werden – im besten Sinne. Trash verbinden wir nämlich mit der brennenden Leidenschaft der Macher für ihre Idee, so absurd sie zunächst auch erscheinen mag, und dem unbändigen Willen, sie umzusetzen – mit allen Mitteln, auch wenn diese oft bei nahezu Null liegen.

Unter den Einreichungen waren etliche Werke, die diese Leidenschaft und Freude auf das Publikum übertragen haben. Wir freuen uns wie kleine Kinder über handgemachte Splatter-Effekte oder lachen auch einfach mal herzlich ob eines freiwilligen oder unfreiwilligen Patzers – jedoch nie im Bösen (und ohne das Sch-Wort). Uns als Jury ist jedoch ein Film besonders ins Auge gestochen, der nicht nur ans Herz geht – sondern auch an die Nieren.

Mit minimalem Budget einen maximalen Experimentierritt quer durch die Genres vom Slasher über Western bis zur Seifenoper zu kreieren, unterhaltsame aber auch zeitkritische Töne zu Themen wie Rassismus oder Homosexualität spielerisch anzuschlagen und dabei gemeinsam mit den grandiosen Schauspieler:innen tragische Figuren hinter einer farbenfrohen Maskerade zu erschaffen, die das Publikum emotional berühren wie gleichzeitig das Fürchten lehren: Davon können Multimillionen-Produktionen oft nur träumen. Aber im Trash ist es möglich.
Deshalb freue ich mich, im Namen der Fright Nights-Jury den Trash Award 2023 verleihen zu dürfen an “All Clowns Are Bastards” von Erik Weise.

Jury Award

The Boogeyman

Der Jury Award, den die Jury frei von jeglicher Kategorie des Festivals an einen Film vergeben darf, ging an den Ausnahme- und Jungregisseur Bosse Dean Koch für sein One-Man-Projekt “The Boogeyman”. Mit diesem Film konnte er die Jury auf beeindruckende Weise überzeugen und diese besondere Anerkennung verdienen. Wir freuen uns auf weitere Projekte von Bosse Dean Koch und darauf, zu sehen, wie sein Talent und seine kreative Vision weiterhin die Filmwelt bereichern werden.

ZimmerProductions
The Boogeymann_Filmplakat

Laudatio von Dominik Balkow zu The Boogeyman

Schon Friedrich Schiller wusste, „Früh übt sich, wer ein Meister werden will“, und für keinen Film im Wettbewerb dieses Jahr gilt dieses Zitat so sehr wie für „The Boogeyman“.
Mit gerade einmal 14 Jahren schafft es Bosse Dean Koch, uns in einen düsteren und zutiefst psychologischen Horrorfilm zu entführen. In nur 20 Minuten erzählt der Film eine unangenehme Geschichte über einen tyrannischen Vater und wie dessen Missbrauch sich auf die Psyche des jungen Hauptdarstellers auswirkt.

Lobend erwähnen möchten wir an dieser Stelle auch die Leistung des jungen Nachwuchsschauspielers Jan-Paul Buchheister, der stets glaubhaft und über lange Strecken den Kurzfilm alleine trägt. Auf technischer Ebene hat uns besonders das effektive Sounddesign beeindruckt, das locker so manchen großen Kinospielfilm in den Schatten stellt.
Als Jury sind wir alle von „The Boogeyman“ höchst beeindruckt und voller Vorfreude auf die Filme, die uns in der Zukunft noch von euch erwarten. Daher verleihen wir den diesjährigen Sonderpreis der Jury für den beeindruckendsten Nachwuchsfilm an „The Boogeyman“ von Bosse Dean Koch.

Wir hoffen, ihr bleibt dem Fright Nights Festival auch in Zukunft treu!