Award Winner 2025
Vom 22. bis 25. Oktober 2025 wurde das Fright Nights Horrorfilmfestival erneut zum Treffpunkt für Genre-Fans, Filmemacher und Visionäre. Mit einer handverlesenen Auswahl an Filmen, die das Horror-Genre auf neue Weise herausforderten, und einer hochkarätigen Jury aus Laura Freialdenhoven, Simona Turini, Erik Weise und Lucas Vossoughi war diese Edition ein Fest der düsteren Kunst, des packenden Storytellings und der mutigen Inszenierungen.
Die Jury stand vor der Herausforderung, aus einem außergewöhnlichen Programm die besten Werke in sechs Kategorien zu küren. Doch die Award Winner 2025 überzeugten mit einzigartigen Geschichten, intensiven Performances und unvergesslichen Szenen – ob in den Hauptkategorien oder mit dem begehrten Trash Award, der einmal mehr bewies, dass auch das Absurde seinen Platz im Horror hat.
Ein besonderes Highlight: Die Gewinnerfilme 2025 zeigten, wie vielfältig und kraftvoll das Genre heute ist – von psychologischen Abgründen über brutale Bodyhorror-Elemente bis hin zu düster-poetischen Erzählweisen.
Die Fright Nights bleiben ein Festival für die, die den Horror lieben – in all seinen Facetten.
Die Award Winner 2025
Merit Award: Andreas Marschall
Best Feature Film: Demon Hunter: Time 2 Kill
Best Actor: Lander Otaola Arregi als „Borja“ in „Glory Hole“
Best Actress: Laura Hamisultane als „Lily“ in „The Relict“
Merit Award
Andreas Marschall
Es gibt Filmemacher – und dann gibt es diejenigen, die ein ganzes Genre neu erfinden. Die nicht nur Geschichten erzählen, sondern Wunden aufreißen, Tabus brechen und dem Horror eine Stimme geben, die weit über das Blut und die Schreie hinausgeht. Andreas Marschall ist einer dieser seltenen Pioniere – ein Wegbereiter des deutschen Horrors, dessen Werk wie ein dunkler Leitstern über der Szene steht. Neben Legenden wie Jörg Buttgereit, Olaf Ittenbach und Michal Kosakowski prägte er die „Neue Deutsche Härte “ des Genres – doch während andere mit Splatter und Schock arbeiteten, ging Marschall tiefer. Intellektuell, elaboriert, fast schon literarisch, lange bevor Begriffe wie Post-Horror oder Elevated Horror in aller Munde waren. Seine Filme sind keine bloßen Gruselstücke; sie sind psychologische Abgründe, visuelle Gedichte des Grauens – und doch so unerbittlich ehrlich, dass sie unter die Haut gehen. Man kann die Entwicklung des deutschsprachigen Genre-Kinos ohne Andreas Marschall schlicht nicht denken. Er ist der Godfather einer Bewegung, die bewies: Horror muss nicht nur unterhalten – er kann provozieren, verstören, die Grenzen des Erträglichen ausloten und dabei doch eine seltsame, düstere Schönheit besitzen. Von „Tears of Kali“ bis „Mask“ zu ”Black.White.Red. ” – sein Werk ist ein Manifest des Unheimlichen, das Generationen von Filmemachern inspiriert hat. Das Fright Nights Horrorfilmfestival Austria ehrt nicht nur einen Regisseur, sondern einen Visionär, der dem deutschen Horror seinen eigenen, unverkennbaren Stempel aufdrückte und beweist: Echter Horror kommt nicht aus Hollywood. Er kommt aus den Abgründen der Seele. Und niemand kennt diese Abgründe besser als Andreas Marschall. Herzlichen Glückwunsch zum Fright Nights Merit Award 2025 – Marschall hat ihn mehr als verdient!
Andreas Marschall Website

Best Feature Film Demon Hunter: Time 2 Kill
„Fünf Langfilme waren dieses Jahr im Rennen. Das ist nicht viel, dachte ich anfangs noch. Das wird bestimmt ganz leicht, da den Besten zu finden. Ha, wie naiv ich war!
Bei all den eingereichten Perlen war es absolut nicht leicht, einen Sieger zu küren. Eine wilde Story zwischen den horroraffinen 80ern, dem verdächtig nach den 80ern aussehenden Heute und einer dystopischen Zukunft – und nebenbei noch in allen möglichen anderen Zeitaltern, die der Hexe Cronica so einfallen – mit einer herrlich respektlosen Heldin, ausgefallenen Waffen und Sidekicks, deren Coolness ins „Buffy“-Universum passen würde: Das war dann der Mix, der heute gewonnen hat.
Man spürt die Liebe zum Genre in allen Versatzstücken dieses Low-Budget-Streifens; in den Figuren und ihren Eigenheiten, aber auch in den unzähligen typischen Horror- und Fantasy-Motiven, die eingebaut wurden. Wir kriegen es mit Dämonen aller Art inklusive Jäger zu tun, mit uralten Ritualen aus nicht minder alten Büchern, mit einem mysteriösen Relikt, einem wahnsinnigen Serienkiller, einem verlassenen Ferienlager mit düsterer Geschichte, mit böswilligen Kapitalisten, die im Geheimen zum Schaden der Menschheit operieren, sogar mit Jugendlichen mit Autopanne – und natürlich mit Zeitreisen.
Dieser Film versammelt sie alle, macht sich zu keiner Zeit über sie lustig, wird aber auch nie peinlich ernst oder verliert den Humor. Und Humor – den braucht auch unser geliebter Horror immer mal wieder. Das sind alles Eigenschaften, die einen Film zu einem guten Film machen können, und das ist hier trotz sichtbar niedrigem Budget gelungen.
„Horror with balls“ – so nennt der US-amerikanische Splatter- und Extreme-Autor Edward Lee seine blutig-schleimige Arbeit. „Horror with balls“ hat mit unserem Siegerfilm auch Zoe Kavanagh erschaffen.“
Laudatio: Simona Turini
Best Short Film
Glory Hole
„Jesus Christ – was habe ich da gesehen? Und was zum Teufel – oder zum Wandloch – ist eigentlich mit den Spaniern los? Den besten Kurzfilm 2025 zu küren, klingt leicht gesagt – war aber wohl eine der härtesten Entscheidungen, die wir als Jury treffen mussten. So viele brillante, wilde, mutige Filme waren in diesem Jahr bei den Fright Nights vertreten, dass wir uns tatsächlich ein weiteres Mal zusammensetzen mussten, um überhaupt zu einer Einigung zu kommen. Und am Ende… gewinnt ein Film, in dem ein Mann mit einer Stimme hinter der Wand spricht – während sein Penis darin feststeckt. Gloryhole ist kein Film, den man einfach so beschreibt. Er ist eine Erscheinung. Ein absurdes, wunderschön verstörendes Gemälde. Ich könnte jetzt anfangen, über Symbolik zu sprechen – den Penis als Allegorie für irgendwas Existentielles oder Politisches – aber das wäre vermutlich genau das, was der Film nicht will. Und genau darin liegt seine Stärke. Denn Gloryhole ist pure, filmische Freiheit. Ein Werk, das sich selbst nicht entschuldigt, sondern voller Selbstvertrauen seine absurde, zugleich zutiefst menschliche Geschichte erzählt. Neben einem großartigen Cast und einer präzisen, fast eleganten Kameraarbeit ist es vor allem die Geschichte selbst, die uns umgehauen hat – weil wir so etwas noch nie gesehen haben. Ich saß da wie ein Zwölfjähriger vor dem Fernseher: fasziniert, schockiert und begeistert zugleich – bei jeder absurden Forderung dieser mysteriösen Stimme hinter der Wand. Andoni Fernandez ist mit Gloryhole etwas Seltenes gelungen: ein wilder, witziger und gleichzeitig ernstzunehmender Kurzfilm, der uns mit einem ikonischen Schlussbild zurücklässt – und uns mit offenem Mund dasitzen lässt. Ein Film, über den man lachen kann, den man aber nie wieder vergisst. Ein würdiger Gewinner des diesjährigen Awards für den besten Kurzfilm.“
Laudatio: Erik Weise


Best Actor
Lander Otaola Arregi als „Borja“ in „Glory Hole“
Lander Otaola Arregi spielte in dem einzigartigen Kurzfilm Glory Hole unter den denkbar schwierigsten Bedingungen: völlig allein, ohne Gegenüber, ohne Interaktionspartner, in einem extrem beengten Raum – einer heruntergekommenen Herrentoilette. Was in den Händen weniger begabter Filmemacher und vor allem eines weniger talentierten Schauspielers zu einem langweiligen, vergesslichen Gag hätte werden können, wurde durch Lander und sein Team zu einer außergewöhnlichen Kraftprobe. Er packt uns – im übertragenen Sinne und manchmal auch ganz wörtlich – und hält unsere Aufmerksamkeit vom ersten bis zum letzten Moment dieser bizarren Geschichte unerbittlich gefangen. Seine wirklich herausragende Leistung verleiht dem Film eine seltene Ernsthaftigkeit, die ihn über bloßen absurden Humor hinaushebt. Lander spielt seine Rolle nicht mit augenzwinkernder Überheblichkeit oder frechem Bruch der vierten Wand. Stattdessen bleibt Borja, meisterhaft verkörpert von Lander, mit seinem Blick stets knapp an uns vorbei gerichtet – nie konfrontiert er das Publikum direkt, denn er ist besessen, unablässig nur mit sich selbst beschäftigt. Es ist diese meisterhafte Inszenierung von Nuancen, Präsenz und Zurückhaltung, die Landers Darstellung so einzigartig macht. Heute Abend ehren wir nicht nur sein Talent, sondern auch seinen Mut – wiederum im übertragenen wie im wörtlichen Sinne – und seine Fähigkeit, selbst die absurdeste Situation in einen außergewöhnlichen filmischen Moment zu verwandeln. Für seine Hingabe, sein Können und die Kraft seines Handwerks vergeben wir ihm mit Freude diese Auszeichnung als Bester Darsteller. Herzlichen Glückwunsch, Lander!
Laudatio: Lucas Vossoughi
Best Actress
Laura Hamisultane as „Lily“ in „The Relict“
„Wir möchten eine absolute Ausnahmeleistung im Schauspiel ehren und Laura Hamisultane für ihre Perfomance in „The Relict“ auszeichnen.
Es ist eine Leistung, die uns emotional tief berührt, eine Geschichte erzählt, die uns verstört, die viele Fragen offenlässt und uns vom ersten bis zum letzten Bild fasziniert. Eine Geschichte in der Liebe und absolute Dunkelheit eng miteinander umschlungen sind.
Das Schauspiel von Laura, ihre Mimik, ihre Stimme und ihre Wärme tragen den kompletten Film und machen „The Relict„ zu einer ganz besonderen Seherfahrung. Und dass, obwohl wir eigentlich nur zwei Menschen beim Telefonieren zuschauen.
Obwohl wir quasi nichts über ihre Figur Lily wissen, reißt sie uns mit. Wir spüren ihren Schmerz, ihre Traurigkeit und Angst. Ihr Blick und das zweifelnde Lächeln verrät uns alles, was wir wissen müssen. Laura macht ihre Figur greifbar und spürbar – bringt sie regelrecht zum Leben, auch wenn sie am Ende sterben muss. Vielen Dank für diese herausragende und intensive Leistung und herzlichen Glückwunsch an Laura und das gesamte Team von „The Relict““
Laudatio: Laura Freialdenhoven

Trash Award
Frecuencia Z
„Obwohl ich davor überhaupt kein Problem mit Reggaeton gehabt hatte, fuckt er mich jetzt komplett ab. Und das nur wegen eines Kurzfilms eines bärtigen Spaniers. Der Begriff „Trash” ist oft heikel. Wo zieht man die Grenze? Ab wann ist ein Film wirklich Trash und wann ist es nur eine überzogene Komödie oder ein missglücktes Werk? Für uns als Fright-Nights-Jury ist es die wahnsinnige Liebe eines Filmemachers oder einer Filmemacherin zu einem Projekt, das an Absurdität nur so strotzt, gar nicht den Anspruch hat, ernst genommen zu werden, und das einfach mit Genres spielt, als wäre es ein Würfelspiel. Frequencia Z ist genau das. Ein Film, der mit einer absurden Idee geboren wurde und sich diesen Geist in keiner Sekunde hat nehmen lassen. Charli Sangar hält uns von Anfang bis Ende mit seiner Absurdität gefangen und beleuchtet ein vielbespieltes Genre, das der Zombies, in einem neuen, ganz anderen Licht. Dabei macht Frequencia Z einfach nur Spaß. Wir in der Jury waren uns schnell einig, dass wir etwas völlig Irres und Einzigartiges gesehen hatten. In jedem einzelnen Shot spürt man die Liebe zum Detail und den mutig freien Geist von Charli Sangar. Und natürlich den nicht enden wollenden Ohrwurm, der mich noch lange verfolgt hat. Ich freue mich sehr, diesen Award überreichen zu dürfen, denn ich habe Frame für Frame gespürt, was wahres Filmemachen ausmacht. Neu denken, seinem Herzen folgen und dem Publikum für wenigstens ein paar Minuten – hier waren es 14 – das Leben versüßen. Muchas gracias.“
Laudatio: Erik Weise


Best Mutilation Scene
The Behemoth
„Verstümmelungen – die Krönung des Horrors oder nur billiges Futter für Gore-Hounds?
Wenn es darum geht, wie uns Horror erschüttern und verstören kann, dann kann man auf eine zünftige Verstümmelung nicht vollständig verzichten. Zumindest finde ich den Gedanken, ein beliebiges Körperteil einbüßen zu müssen, mehr als beängstigend. Und müsste ich womöglich auch noch wählen, auf welches ich am ehesten verzichten könnte – ich wäre um eine Antwort verlegen.
Es heißt, wenn man schon die Wahl hat, sollte man den Ringfinger nehmen, denn ohne den funktioniert so eine handelsübliche Hand noch am besten. Nagut…
Schau ich mir deshalb so gerne an, wie dieses Grauen andere heimsucht? Zum Ausprobieren quasi, welche Teile eines Körpers nicht ganz so essenziell sind, wie man spontan denken würde?
Was man meines Erachtens keinesfalls wählen sollte, ist der Kopf. Das Warum erschließt sich vermutlich ohne großes Nachdenken, kann aber auch eindrucksvoll bebildert in *The Behemoth* von Kai Edmund Bogatzki nachvollzogen werden. Da trennt der Behemoth seinem Hohepriester den Kopf vom Körper und ihn damit endgültig von seinem Leben.
Weniger direkt tödlich und damit höchstwahrscheinlich noch um Längen schrecklicher ist dann aber doch das Ausreißen des Kiefers des unschuldigen Barmannes, der zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt im Dunstkreis des wenig gnädigen Gottes auftaucht – beeindruckend sieht es aus, wie das Lächeln immer breiter wird, bis sich Sehnen und schließlich Knochen so weit voneinander lösen, dass der Mann seinen Mund niemals wieder schließen wird.
Obwohl es so beeindruckend ist, sieht man diese Art der Verstümmelung relativ selten, was für uns Grund genug war, diesen Klassiker heute zu prämieren. Chapeau, ihr habt eine so kurze wie eindrucksvolle Szene geschaffen!“
Laudatio: Simona Turini
Jury Award
Rotes Wasser
Die Jury des Fright Nights Horrorfilmfestivals 2025 hat sich in diesem Jahr dazu entschieden, den Jury Award als Young-Talents-Award zu vergeben, um jungen Filmschaffenden durch diese Auszeichnung besondere Anerkennung und Ansporn für ihre weitere Arbeit zu geben.
Die Wahl fiel auf den Kurzfilm „Rotes Wasser“, da es den Filmemachern gelungen ist, eine dichte und bedrückende Atmosphäre zu erschaffen, die das Publikum von der ersten Sekunde an einnimmt. Der Film überzeugt durch eine ungewöhnliche und fesselnde Geschichte, die sich bewusst von ausgetretenen Pfaden des Genres abhebt. Besonders hervorzuheben ist dabei die sorgfältige Arbeit mit Licht und Bildkomposition sowie ein durchdachtes Sounddesign, das die unheimliche Stimmung zusätzlich verstärkt.
Mit dieser Auszeichnung würdigt die Jury nicht nur das technische und erzählerische Können der Macher, sondern auch ihren kreativen Ehrgeiz, der sich in jedem Detail des Films widerspiegelt.
