Zyankali im Weißwein: Die Buben im Pelz
Jetzt ist dann aber Schluss mit der Neo-Gemütlichkeit! Christian Fuchs und David Pfister haben als Mitglieder der inzwischen aufgelösten Brachial-Wienerlied-Kapelle „Neigungsgruppe Sex, Gewalt & Gute Laune“ die aktuelle österreichische Dialektpop-Welle maßgeblich mitinitiiert. Jetzt gehen sie als Die Buben im Pelz wieder einen Schritt weiter.
Und gleichzeitig zurück. Und finden, dass das Wienerlied auch wie Velvet Underground mit Meidlinger L klingen kann. Oder im Sinne legendärer Ahnherren wie Helmut Qualtinger oder Gerhard Rühm, wie ein Zyankalizuckerl schmecken muss, das im weißen Spritzer aufgelöst wird.
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Aufgenommen im steirischen Studio des Produzenten Bernd Heinrauch (Neigungsgruppe, Bunny Lake), eingespielt mit einer großartigen Schar von GastmusikerInnen und FreundInnen (von Mitgliedern der Noiserockband The Striggles über die Chanteuse und Theremin-Künstlerin Dorit Chrysler hin zur jungen Avantpop-Diva Monsterheart und zu der Austropop-Ikone Boris Bukowski) gelingt Fuchs und Pfister auf ihrem gemeinsamen Debütalbum ein Rotzbubenstück sondergleichen. Inklusive roher Gewalt und abgedrehten Sex’n’Drugs-Stories, aber auch rasiermesserscharfem Pop&Trash-Appeal. Da wimmelt es in den Songs von Protagonisten in grindigen Pelzen und engem Leder, die sich die sunglasses after dark auf die Schnapsnasen drücken. Tatsächlich schnappen sich die Buben im Pelz, frei nach Sacher-Masoch, das heiliggesprochene erste Velvet Underground Album — ja, das mit dem Bananen-Cover! — und übersetzen die wild aufgekratzte Energie und speckigdreckige Lust der Stücke ins gache und goscherte Wienerische. Der hektische Großstadtspeed des einstigen New Yorks kracht auf die aktuelle schäbige Noblesse der Donaumetropole. So scharf und modern nach Großstadt triefend hat Wien schon lange nicht mehr geklungen. So aufregend gefährlich gfeanzt und finster auch nicht. Der Tod ist ein Wiener und er trägt jetzt Pelz.
Damit das Ganze auch auf der Bühne kracht und renntrenntrennt sind bei den Buben im Pelz live der Multiinstrumentalist Sir Tralala & Drummer Ralph Wakolbinger (Mord, Couscous, Aber das Leben lebt) mit von der Partie! Und by the way — wer einen „Todeshasen“ in seinen Texten rumgeistern lässt, hat so und so gewonnen. Auf ganzer „line“, Bursch’n.
„Die Buben im Pelz & Freundinnen“ als Side Event am Vienna Fright Nights Filmfestival am Donnerstag, 16.April 2015 im RHIZ Wien.
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