Langjähriger Horrorfan und Ehrenmitglied von Fright Nights erzählt seine Geschichte

Langjähriger Horrorfan und Ehrenmitglied von Fright Nights erzählt seine Geschichte

Ich dachte immer, dass mein Werdegang als Horrorfan etwas ganz Besonderes war. Allerdings wurde ich nach und nach immer mehr eines Besseren belehrt. Genauso wie ich betraten sehr viele Gorehounds äußerst früh die Gefilde des roten Saftes. Bei mir persönlich war das auch immer schon ein geebneter Weg. Bevor ich überhaupt wusste was ein Zombie ist, hatte ich einen Faible für gruselige, morbide und verstörende Dinge. Als junger Knabe hat man dazu natürlich noch einen sehr naiven Zugang, welcher jedoch auch oft prickelnd intensiv sein konnte. Ich kann mich noch sehr gut an sehr schaurige Minuten erinnern. Als ich als zehnjähriger Bursche mit dem ersten Teil des Videospiels Resident Evil in Berührung kam, mittels eines älteren Nachbars und dann durch die Finsternis 500 Meter zum Elternhaus gehen musste. Die Zombies lauerten schier überall. Im Straßengraben, im Maisfeld, die Hose war gestrichen voll. Doch die Faszination steigerte sich nur. Oder als ich, noch ein Jahr früher, an eine VHS-Kopie von Tanz der Teufel 2 kam. Auch dieses Tape folterte mich auf dermaßen schöne Weise, dass die nächsten Gänge auf das heimatliche Klo eine extreme Überwindung darstellten. Als Teenager ging dann alles sehr schnell. Das Internet wurde immer mehr meine bevorzugte Informationsquelle, durch welche sich ganz neue, ungeahnte Welten eröffneten. Es folgten Jahre in denen ich leidenschaftlicher Sammler von VHS Kassetten war, viele Titel von Astro oder Screen Power landeten in meiner Sammlung. Doch von Amateursplatter oder so etwas wie einer österreichischen Szene, hatte ich damals noch absolut keine Ahnung.

Mittlerweile schrieben wir das Jahr 2008, ich war mir darüber im Klaren, dass Deutschland eine hohe Dichte an Filmfestivals hatte. Cineastische Horrorerlebnisse in Österreich beschränkten sich jedoch meist auf lauwarme Slasher oder Geisterfilme, welche einem, mittlerweile abgebrühten Splatterfan, meistens nur ein Gähnen entlockten. Und dann entdeckte ich durch einen schönen Zufall das Fright Nights Festival in Klagenfurt. Wie das ganz genau vonstattenging, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr so genau. Es war auf jeden Fall online und muss wohl über Myspace gewesen sein (lang ist es her), meine Facebookzeit startete erst später. Auf jeden Fall war das natürlich ein außerordentlicher Flash. Ewig lange hatte es vorher kein Horrorfestival in Österreich mehr gegeben und auf einmal bekam ich mit, dass es südlich von mir ein Festival gibt, dessen Hauptaugenmerk sogar noch auf Amateurproduktionen liegt. Dies war ein recht schöner Moment der Euphorie. Es ist bis heute noch so dass es sich in Österreich durchaus recht angenehm wohnen lässt, aber wenn es um extravagante, kulturelle Kost geht, sind wir ein absolutes Entwicklungsland. Das Festival im Jahr 2008 war sehr großzügig ausgedehnt und prall gefüllt mit Programm, es waren ganze sieben Festivaltage, wenn ich mich richtig erinnere. Ich wohnte vier davon bei und genoss es wirklich außerordentlich. Der weitere Weg ließ das Festival dann nach Wien und Pasching wandern. Es wuchs und gedeihte, ohne aber den ursprünglichen Geist zu verlieren. Bis heute ist es noch so, dass es eigentlich in Österreich absolut nichts Vergleichbares gibt. Ab und zu ergibt sich einmal ein netter Horrorabend in einem Flecken der Alpenrepublik, aber ein ganzes Festival, dass sich den tiefsten Abgründen und Abscheulichkeiten des Mediums Film widmet, und dies auch ohne jegliche Kompromisse durchzieht, ist nicht ansatzweise existent. Daher war es mir auch heuer wieder ein Vergnügen diesem Freudentanz beizuwohnen und ich werde den Werdegang weiter aufmerksam beobachten und genießen.

Lukas Stockreiter